#Hanau verpflichtet

Nur ein Mensch geht, und für die Angehörigen ändert sich die ganze Welt.

Anscheinend kennen wir zur Zeit nur ein beherrschendes Thema: Die Corona-Krise. Natürlich hat dieses singuläre Ereignis unser gewohntes Leben stark verändert. Aber gerade weil dies so ist, halten wir es auch für erforderlich daran zu erinnern, dass es in unserer Gesellschaft schon seit langem ein Virus gibt, das sich nicht im Labor messen lässt. Und das nicht durch „soziale Distanzierung“, sondern nur durch gesellschaftliches Engagement wirksam bekämpft werden kann. Wir meinen den Hass auf Menschen.

Hanau verpflichtet. Aus diesem Grund, möchten auch wir uns noch grundsätzlich zu den schrecklichen rassistischen Vorfällen positionieren, die in Deutschland passiert sind: Wir halten den Rechtsterrorismus für eine große Gefahr für die Demokratie! Demokratie aber ermöglicht es, dass Menschen in der Unterschiedlichkeit, wie wir sie an der OSK für selbstverständlich halten, gemeinsam miteinander leben können.

Die OSK ist eine Schule für alle und eine Schule der Vielfalt. In unserer Schulfamilie sind Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher Nationalität zu Hause. Sie sprechen verschiedene Sprachen, lachen über unterschiedliche Dinge und haben unterschiedliche Vorlieben und Gewohnheiten. Wir genießen das und lösen Konflikte, die sich natürlich auch daraus ergeben, miteinander. Und selbstverständlich gelten für alle die gleichen Rechte und Pflichten und alle schützt gleichsam Artikel 1 des Grundgesetzes.

Bei den schrecklichen rassistischen Anschlägen in Hanau, Halle und anderen Ereignissen mussten wir leider erleben, dass das nicht alle Menschen in Deutschland so sehen und dass Rechtsextremismus und Gewalt gegen unterschiedliche Gruppen aus unserer Gesellschaft stattfinden. Wir verurteilen das zutiefst und bedauern, dass die Sicherheit für bestimmte Personengruppen in Deutschland nicht genauso gegeben ist wie für andere. Wir verstehen das nicht – und wollen das auch nicht verstehen! Denn für uns gibt es nur zwei Menschen“rassen“, nämlich die „Rasse“ der Menschen, die versuchen, ein anständiges Leben zum Wohle der Gemeinschaft zu führen und diejenigen, die das nicht tun – aus welchen Gründen auch immer. Und diese „Rassentrennung“ verläuft quer durch alle Gruppierungen und alle Nationalitäten.

Wir an der OSK wollen allen Schüler:innen und Familien mit Rassismuserfahrung (auch an unserer Schule) das Zeichen geben, dass sie nicht alleine sind und dass wir als Offene Schule Köln uns gegen Rassismus und rassistischen Terror stellen! Wir sehen Unterschiedlichkeit als Vielfalt und Bereicherung!

Wir wollen eine Schule sein, an der kein Mensch ausgeschlossen wird, eine Schule der Vielfalt, in der Anderssein als Geschenk erlebt wird und eine lernende Schule, in der sich die ganze Schulgemeinde weiterentwickeln kann: Lehrende, Schüler:innen und Eltern, die wir uns alle gleichermaßen mit unseren jeweiligen Privilegien auseinandersetzen müssen.

Wir möchten den von Rassismus Betroffenen zuhören, denen, die mit den Morden auch gemeint waren.

Wir möchten gerne wissen, wie sich Rassismus auf das ganz normale Leben auswirkt und wie wir das verändern können.

Wir möchten uns mit unseren – oft unbewussten – Privilegien auseinander setzen und lernen, wie wir sie nutzen können, um uns für diejenigen einzusetzen, die diese Privilegien nicht haben.

Bei Rassismus geht es um den Wert von Menschen. Es geht immer, in allen Abstufungen darum, Menschen einzutrichtern, es gebe eine unterschiedliche Wertigkeit zwischen weißen Menschen und allen anderen. Ein wertvolles Leben und ein weniger wertvolles Leben. Eine wertvolle Menschenwürde und eine weniger wertvolle Menschenwürde. Eine Gruppe, die mitreden darf, und eine, über die gesprochen wird.

Wir aber wollen MITeinander reden, uns kennenlernen, voneinander lernen, eine Gemeinschaft bilden, eine, in der sich ALLE sicher fühlen können und dadurch entstehende Herausforderungen nicht unter den Tisch fallen lassen, sondern sie gemeinsam angehen und zusammen lösen.

Aus diesem Grund leben wir nach dem Toleranzparadoxon. Wir heißen alle willkommen, die niemand anderen ausschließen. Wir sind tolerant gegenüber allen Menschen und Gruppierungen, die keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit propagieren. Zu allen anderen sagen wir laut und deutlich: „Nein!

 

Dagmar Hausmann, Martina Salchow, Vivian Breucker und Andreas Reimann

Zurück